Die Kolumbus-Grundschule in Reinickendorf liegt in unmittelbarer
Nähe der ehemaligen Berliner Mauer. Bei einer ersten Befragung
der SchülerInnen zeigte sich, dass sie trotzdem fast nichts
über die Mauer wussten und dass in ihren Familien so gut wie
nicht über dieses Thema gesprochen wurde.
Wir begaben uns also mit den SchülerInnen auf eine Forschungsreise
um herauszufinden wo die Mauer eigentlich stand und um zu erfahren
wann und warum sie gebaut wurde. Uns interessierte die Frage welche
Konsequenzen Bau und Fall der Mauer für das Leben der BerlinerInnen
in Ost und West und eventuell auch für die Familien der SchülerInnen
hatte.
Februar 2009/Einstieg in das Thema:
Ausgerüstet mit einer Forschermappe nahm die Klasse an einer
Kinderführung in der „Gedenkstätte Berliner Mauer“
in der Bernauer Straße teil. Die Schülerinnen machten
dort Fotos und arbeiteten sich durch die Arbeitsbögen des Dokumentationszentrums.
Zurück in der Schule unternahmen die SchülerInnen erste
Recherchen im Internet und sahen sich Filme über die Mauer
und ihre Geschichte an.
Weil das Thema „Flucht“ die Kinder besonders interessierte
luden wir drei ZeitzeugInnen in die Schule ein: Der erste Zeitzeuge
war ein Matrose der 1975 durch die Ostsee nach „Westen“
schwamm..., die zweite Zeitzeugin berichtete von ihrer dramatischen
Flucht im Kofferraum, und die dritte Zeitzeugin erzählte von
den Mühen und Schikanen ihres Ausreiseantrags. Anschließend
interviewten die SchülerInnen ihre Familien, NachbarInnenn
und LehrerInnen. Einige der Kinder erfuhren so von ihren Eltern
oder Großeltern zuvor nie erwähnte Geschichten, die deutlich
machten dass die Mauer durchaus auch etwas mit der Lebenswirklichkeit
ihrer eigenen Familie zu tun hatte.
März 2009/Projekttage:
Für die Entstehung des Archivs ging es nun darum das bereits
gesammelte Material zu sortieren und weiter zu ergänzen. Im
Rahmen der Projekttage unternahmen die SchülerInnen eine Exkursion
in die unmittelbare Umgebung der Schule. Mit einem Suchplan und
Suchkarten ausgerüstet (die Fotos von Mauerresten/Mauerspuren
zeigten), erforschten sie die Gegend, machten Fotos und notierten
Eindrücke. An ausgewählten Standorten zeigten wir historische
Fotos und erzählten Begebenheiten, die sich vor Ort zugetragen
hatten. In der Schule zeichneten und malten die SchülerInnen
Bilder zum Thema Mauer - Flucht, recherchierten im Internet, ordneten
die mitgebrachte Zeitdokumente und begannen das Archiv zu gestalten.
Als Ausstellungsformat dienten 24 Holzkörper, in denen das
gesamte während der Forschungsreise gesammelte Bild- und Textmaterial
im Rahmen der Ausstellung „Fluchtziel Berlin-Reinickendorf“
von Mai bis Dezember 2009 im Heimatmuseum Reinickendorf präsentiert
wird. Dabei hat das Archiv die Form einer Rauminstallation, in der
die Holzkisten aufeinander geschichtet als Ziegelsteine fungieren.
Zum Abschluss des Projekts in der Schule (im April 2009) besuchte
der ehemalige Bürgermeister von Berlin (1989), Walter Momper
die Schulklasse. Die SchülerInnen präsentierten die Projektergebnisse
und erzählten was sie im Laufe der Forschungsreise erfahren
hatten. Herr Momper berichtete ebenfalls ausführlich von seinen
Erlebnissen als regierender Bürgermeister zur Zeit der Mauer
/ des Mauerfalls..
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